Meine Rede TOP 15 im November Plenum
Andrea Prell (SPD):
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich nutze ja immer gern die Chance, wenn ich hier schon mal stehen darf, einen Werbeblock für die Pflege zu schalten. Pflege ist so viel mehr als Fürsorge oder Kümmern, und Pflege ist so viel mehr als grundpflegerische Versorgung. Pflege ist ein hoch komplexer und hoch professioneller Beruf, in dem Menschen Verantwortung für andere übernehmen, oft in den verletzlichsten Momenten ihres Lebens.
(Beifall bei der SPD, bei den GRÜNEN und vereinzelt bei der CDU)
Unsere Auszubildenden lernen nicht nur umfassende Theorie, sie lernen auch, in der Praxis schnell und situativ zu entscheiden. Ob bei einem Notfall, bei der Medikamentengabe oder im Umgang mit Angehörigen - Pflegekräfte müssen in Sekunden reagieren, fachlich korrekt und zugleich menschlich.
Pflege verbindet Herz und Verstand, Empathie mit medizinischem und pflegefachlichem Wissen, Nähe mit Professionalität. Sie ist ein Beruf mit Sinn und Zukunft.
Die Arbeitsbedingungen sind vielleicht schwierig, Herr Holsten, aber das Setting ist immer gut. Ich habe irgendwie keine Lust mehr, mir immer wieder anhören zu müssen, wie schrecklich die Umstände dieses Berufes sind, weil es einer der schönsten Berufe ist, den man ausüben kann. Es hilft uns an der Stelle, glaube ich, nicht weiter, immer darüber zu weinen, was der Beruf alles Schweres mit sich bringt. Es ist ein toller Beruf!
(Beifall bei der SPD, bei den GRÜNEN und von Barbara Otte-Kinast [CDU])
Man trägt Verantwortung, man trifft Entscheidungen, die unmittelbar das Leben von Menschen beeinflussen. Genau das macht diesen wunderbaren Beruf so wertvoll und attraktiv. Doch gerade in der Ausbildung können diese Erfahrungen auch belasten. Konflikte mit Praxisanleitern, Unsicherheit im Umgang mit schwierigen Situationen, der Druck durch die Schichtdienste ‑ Herr Holsten hat es auch schon erwähnt ‑: All das kann junge Menschen schnell an ihre Grenzen bringen. Und manchmal droht dann sogar der Abbruch der Ausbildung.
Die Ombudsstelle bietet hier einen Schutzraum. Sie vermittelt neutral, wenn es zwischen Auszubildenden und Trägern kracht. Sie stärkt den Pflegenachwuchs und die Träger gleichermaßen. Sie sorgt dafür, dass Konflikte und Streitigkeiten nicht die fachliche Entwicklung blockieren. Somit ist die Ombudsstelle, wie Minister Philippi es eben schon sagte, ein wesentliches Element, um Abbrüche zu verhindern. Ein Element! Sie ist ein Sicherheitsnetz, das auffangen wird, bevor man fällt.
Ich möchte unser Ministerium dafür ausdrücklich loben. Es hat verstanden, dass der Erfolg der Pflegeausbildung nicht nur von reiner Wissensvermittlung in Theorie und Praxis abhängt, sondern dass es gerade in diesem Berufsfeld auch Begleitung und Unterstützung braucht. Mit der Ombudsstelle setzen wir hier ein klares Zeichen. Wir nehmen die Sorgen der Auszubildenden ernst. Wir hören und wir sehen sie. Und wir stärken durch das Befreien von konfliktbeladenen Situationen ihre fachliche und persönliche Entwicklung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Pflege ist, wie gesagt, ein Beruf, der Wissen, Verantwortung und Menschlichkeit vereint. Unsere Aufgabe muss es sein, dafür Sorge zu tragen, dass Auszubildende diesen Weg nicht vorschnell verlassen, weil sie in schwierigen Situationen alleingelassen werden, sondern ihn mit Stolz, Zuversicht und der nötigen Zuwendung erfolgreich weitergehen können. Die Ombudsstelle ist ein wichtiger Schritt dahin. Darum finden wir sie sehr gut.
Herr Holsten, ich möchte noch mit zwei, drei Sätzen auf Ihre Rede zu sprechen kommen. Der Ausschuss, dem wir beide angehören, ist, glaube ich, durch eine sehr wertschätzende Arbeit miteinander geprägt. Warum Ihre Anträge, die Sie ja immer wieder aufreihen ‑ Sie haben vier, fünf Anträge gestellt ‑ hier nicht auf Zustimmung gestoßen sind, hat ja seine Gründe.
(Volker Bajus [GRÜNE]: Ja!)
Wenn man also beispielsweise die Investitionskostenförderung in der stationären Langzeitpflege wieder einführen möchte, die ja mal in der Zeit Ihrer Regierungsverantwortung abgeschafft wurde, dann wäre es redlich, wenn man den Koffer voll Geld auch anbei packen würde. Dann wäre es ein redlicher Antrag.
(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN)
Da wir das Geld aber momentan im Haushalt nicht haben, wäre eine Idee dazu schön gewesen.
Herzlichen Dank.